Angeknackstes Nervenkostüm spielt FC Teningen in die Karten – Nach dem ersten Gegentor brechen alle Dämme
Fußball-Verbandsliga: SC Pfullendorf – FC Teningen 3:3 (3:0) – Pfullendorfs Trainer Hakan Karaosman fühlte sich wie vom Donner gerührt: „Da dominieren wir über eine Stunde lang das Spiel, werden nach dem ersten Gegentor total nervös und müssen im Endeffekt sogar froh sein, nicht verloren zu haben. Das 3:3 fühlt sich an wie eine Niederlage!“
Die Partie, in der beide Seiten gleich engagiert zur Sache gingen, besaß das Format eines Thrillers. Tim Konrad brachte den Sportclub nach 17 Minuten in Führung, indem er einen zurückprallenden Schuss von Marco Straub verwertete. Davon beseelt, drückte der SCP weiter auf die Tube. Beim 2:0 war Tim Konrad der Zulieferant für Straub, der eiskalt vollstreckte. Nach einem über die linke Flanke von Mert Aras initiierten Angriffszug machten Straub und Tim Konrad im Doppelpass ihren Gegner nass, Straubs zurückgelegten Ball feuerte Tim Konrad traumhaft schön aus 18 Metern in den Winkel – das 3:0, eine hocheffiziente Ausbeute unter den Augen des Rielasinger Coaches Andreas Keller. Während der eigene Anhang seine Freude über die erste Halbzeit kundtat, schlichen die Gäste mit hängenden Köpfen vom Kunstrasen. Alles sprach für einen ungefährdeten Heimerfolg.
Pustekuchen. Nach Seitenwechsel erhöhten die Gäste ihren Druck, ungeachtet dessen, dass sie in Unterzahl gerieten, weil Michael Hoelle nach rüdem Foul an SCP-Abwehrchef Daniel Niedermann die Ampelkarte sah (56.). Als Stefan Stübbe die schläfrig wirkende Pfullendorfer Abwehr zum 3:1 düpierte, ging plötzlich alle Souveränität verloren. Die Linzgauer wagten nach vorne nicht mehr aufzumucken. Dafür häuften sich die Abspielpatzer, im Abwehrverhalten machte sich Konfusion breit. Die Oberwasser gewinnenden Kaiserstühler ließen überdies einige ihrer hochkarätigen Torchancen aus, ehe Maximilian Resch in der 85. Minute auf 3:2 verkürzte. Nun gab es gegen die furios aufdrehenden Teninger kein Halten mehr, die in der Nachspielzeit durch ihren in den Torwinkel treffenden Kapitän Tom Hodel zum 3:3 egalisierten. Der Abpfiff des Stuttgarter Referees nach 95 Minuten war für die Linzgauer mit ihrem angeknacksten Nervenkostüm eine Erlösung.
„Ihr seid eine geile Truppe“, rief Teningens Coach Jan Lindemann seinen Schützlingen im Pulk zu und resümierte nach zwei derben Pleiten zuvor froh über die gelungene Aufholjagd: „Nach unserem ersten Tor ging ein Ruck durch die Mannschaft, diese Moral ist absoluter Wahnsinn!“
SC Pfullendorf: Trost – Seminara, Niedermann, Marena, Aras (68. Rauser) – Fritz, J. Konrad – T. Konrad (82. Yachir), Behr, Zimmerer (75. Mitchell) – Straub (75. Moser) – Tore: 1:0 (18.) T. Konrad, 2:0 (36.) Straub, 3:0 (40.) T. Konrad, 3:1 (68.) Stübbe, 3:2 (85.) Resch, 3:3 (90.+2) Hodel – Schiedsrichter: Kalmbach (Stuttgart-Plieningen) – Zuschauer: 140 – Gelb-Rot: Hoelle/FCT (56.), J. Konrad/SCP (90.).
Jürgen Witt, Südkurier
