Pfullendorfer Pechsträhne in den Schlussminuten
SCP gibt beim Tabellenführer eine verdiente 2:1-Führung noch aus der Hand
FC 08 Villingen U21 – SC Pfullendorf 3:2 (1:1) – „Das war buchstäbliches Pech“, bedauerte SCP-Trainer Hakan Karaosman die grotesk anmutenden Schlussszenen beim Spitzenreiter. Zwei vermeidbare Gegentore stellten binnen drei Minuten bis in die Nachspielzeit hinein den Spielverlauf förmlich auf den Kopf. Statt eines zuvor möglichen 4:1-Vorsprungs seiner Elf behielten am Ende die Schwarzwälder schmeichelhaft die Nase vorn.
Dabei sollte es für die SCP-Kicker vielversprechend beginnen. Sie kombinierten geschickt durchs Mittelfeld, Daniel Niedermann passte zu Marco Straub, der Jungstürmer machte sich eine Unachtsamkeit in der Villinger Hintermannschaft zunutze und brachte den SCP nach 19 Minuten in Front. Eine Standardsituation sollte den Schwarzwäldern dann zum Ausgleich verhelfen. David Miletic zirkelte einen unglücklich abgefälschten Freistoß, der aus 25 Metern zum 1:1-Pausenstand ins Netz trudelte.
Elanvoller kamen die Villinger aus der Kabine und besaßen zwei gute Möglichkeiten. Einen weiteren Freistoß von Kevin Hezel wusste SCP-Torsteher Nino Trost exzellent zu entschärfen. Dann aber waren die Sportclub-Akteure wieder offensiv am Drücker. Als Villingens Keeper bei seinem Klärungsversuch das runde Leder nicht wegfausten konnte, dafür aber Robin Rauser im Gesicht traf, gab es folgerichtig Strafstoß für den SCP, den Mert Aras sicher zum 1:2 vollstreckte. Tim Konrad tankte sich auf der linken Flanke durch, wollte dem Villinger Torsteher das Leder durch die Beine schieben, was ihm jedoch nicht gelang. Der freistehende Amadou Marena brachte einen Eckballeingabe von David Fritz nicht richtig unter Kontrolle. Und Nick Zimmerer nahm einen Flankenball von Fritz per Volleyabnahme auf, das Spielgerät donnerte knapp über den Torwinkel – bei einem Treffer wäre es wohl das Tor des Monats geworden. Umso bitterer war es aus Pfullendorfer Sicht, dass zum Schluss plötzlich alle Abwehrdämme brachen. Elias Braun egalisierte aus dem Gestochere heraus zum 2:2. In der Nachspielzeit geriet der von Jan Konrad geklärte Ball zum Abpraller, ein missglückter Kopfball aus den eigenen Reihen wurde zur Steilvorlage für Dario Holenstein, dem in der Nachholspielzeit das unfassbare Siegtor gelang.
SC Pfullendorf: Trost – Seminara, Rauser, Niedermann, Marena – Fritz, J. Konrad – T. Konrad (76. Zimmerer), Behr (73. Romeo), Aras – Straub (81. Ceesay) – Tore: 0:1 (19.) Straub, 1:1 (24.) Miletic, 1:2 (53./Foulelfmeter) Aras, 2:2 (89.) Braun, 3:2 (90.+1) Holenstein – Schiedsrichter: Zygan (Würmersheim) – Zuschauer: 100.
Hakan Karaosman hört im Sommer auf
Bereits am vergangenen Donnerstag sorgte Hakan Karaosman für einen Paukenschlag: Sein Engagement als Cheftrainer des SC Pfullendorf wird der 50-Jährige zum Saisonende beenden. Darüber hatte er den Sportlichen Leiter Helgi Kolvidsson vorab informiert, der sich davon überrascht zeigte. Als Hintergründe nannte er unter anderem die fehlende offene Kommunikation der Führungsetage. Wobei es schon beim etwas holprigen Start mit elf Punkten in elf Spielen hinter den Kulissen gewaltig rumorte. Erst der 1:0-Erfolg bei der DJK Donaueschingen habe die angespannte Situation beruhigt.
Seit fünf Jahren steht Hakan Karaosman auf der Kommandobrücke des SC Pfullendorf, erst in der Chefrolle des Assistenten von Adnan Sijaric und seit April 2022 als Chefcoach. Zu bewältigen galt es den bislang größten zu vollziehenden Umbruch in der Vereinsgeschichte. Bewährte Säulen wie Sebastian Willibald, Luca Gruler oder Silvio Battaglia, aber auch einige gereift abgehende Talente mussten durch eine Vielzahl junger Spieler aus dem eigenen Nachwuchs ersetzt werden. Sein Fazit daraus: „Wir haben einen guten Job und das jüngste SCP-Team topfit gemacht, sodass es in der Liga gut mithalten kann!“
Jürgen Witt, Südkurier