Gemeinderat billigt den Bau eines weiteren Kunstrasenplatzes

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Südkurier-Artikel vom 02.07.2023 | Autor: Siegfried Volk
Der Bau des zweiten Kunststoffrasenplatzes kommt für die Stadt viel teurer als geplant. Gemeinderat billigt das Bauvorhaben.

Etwas mehr oder weniger Fassungslosigkeit war in den Gesichtern der Gemeinderäte zu erkennen, als sie mit den enormen Kostensteigerungen beim geplanten zweiten Kunststoffrasenplatz im „Tiefental“ konfrontiert wurden. Architektin Katja Wessel stellte den geplanten Umbau des „Käfig-Rasenplatzes zum Kunstrasen vor, ebenso die Infrastruktur wie Kabinen, Aufwärmbereich, Wege, Ballfangzaun oder Zuschauerbande. Der Platzuntergrund soll aus einem Quarzsandgemisch bestehen. Aus Kostengründen riet die auf Sportstättenbau spezialisierte Architektin aus Radolfzell davon ab, die gewünschte Unterflurberegnungsanlage umzusetzen. Das Bodengutachten habe zudem ergeben, dass für die Flutlichtmasten oder Stützmauerwerke möglicherweise umfangreiche Fundamentarbeiten nötig werden. Ausführlich erläuterte sie Details zum Materialeinsatz, was Michael Zoller (UL) zur Bemerkung veranlasste, sich doch auf die „Big Points“ zu konzentrieren. Diese „Big Points“ hatten es dann in sich, als Wessel die Kosten auflistete. An reinen Baukosten würden demnach 1,05 Millionen Euro fällig, zuzüglich Mehrwertsteuer, Architektenhonorar, Gutachter und anderen Nebenausgaben summiert sich die Summe letztlich auf 1,455 Millionen Euro. An Zuschüssen sollen aus der kommunalen Förderung 120 000 Euro fließen, so dass die Stadt 1,355 Millionen Euro zu zahlen hätte. Am 14. Juli soll die Ausschreibung für alle Arbeiten stattfinden und gebaut würde vom 1. September bis 15. Mai 2024. Bei der Diskussion wies Martin Koblitz (UL) daraufhin, dass in der Sitzungsunterlage Kosten von 955 000 Euro aufgelistet seien, und jetzt sei man 1,35 Millionen. Wessel erklärte den Mehrbedarf mit der veränderten Planung, wobei die Bodenverbesserungsmaßnahmen rund 100 000 Euro kosten. „Und die Flutlichtanlage war nicht drin“, ergänzte die Architektin. „Dann ist die Vorlage für mich gegenstandslos“, erwiderte Koblitz. Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter erläuterte, dass beim Verschicken der Sitzungsunterlagen zwei Wochen zuvor, diese aktuellen Zahlen nicht zur Verfügung standen. „Im Haushalt sind für den Kunstrasenplatz 800 000 Euro eingestellt?“, fragte Eva Riede-Leibbrand (UL), wie man denn das Defizit finanzieren wolle. Er habe Kämmerer Michael Traub, der urlaubsbedingt nicht bei der Sitzung war, über die 1,1 Millionen Euro informiert und nach dessen Aussage, sei die Finanzierung kein Problem. „Der Bedarf für den zweiten Platz ist unstrittig“, meldete sich Karl Fritz (FW). Die Kosten seien leider etwas höher als geplant, aber vor allem für die Vereine der Ortsteile benötige man den Kunstrasen. Sein Fraktionskollege Peter Feineisen wollte wissen, ob „da noch etwas kommt?“, worauf Bürgermeister Ralph Gerster intervenierte. Es gelte die Frage zu beantworten: „Wollen wir oder wollen wir nicht?“ Eine andere Situation wäre ihm auch lieber, gestand der Rathauschef, der die Bauleitung in die Pflicht nahm, nach Sparpotenzialen zu suchen. Edgar Benkler (CDU) erfuhr, dass die durchschnittliche Lebensdauer eines Kunstrasenbelags zwölf Jahre beträgt und ein Austausch etwa 200 000 Euro kostet. Man stehe zum Haushaltsbeschluss, erklärte UL-Sprecher Michael Zoller, aber künftig sollte man bei solchen Projekten genauere Untersuchungen durchführen. Man nehme diese Kritik an, versicherte Bürgermeister Gerster. Bei zwei „Nein-Stimmen“ billigte der Gemeinderat das Vorhaben.

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